»Die verlorene Zeit«
Tuchmarionette im Glas
Höhe: ca. 55 cm

Die Büchse der Pandora

Prometheus beschloss eines Tages, den Menschen ein einzigartiges Geschenk anzuvertrauen, und stahl für sie das Feuer vom Olymp. Zeus war wütend über diesen Diebstahl und verhängte eine schreckliche Strafe über Prometheus. Außerdem befahl er den Göttern, auch über eine Strafe für die sterblichen Männer nachzudenken. Da erdachten sie eine feinsinnige, aber ewige Rache. Sie formten aus Ton die Figur eines wunderschönen Mädchens, gaben ihm alle Merkmale einer unwiderstehlichen Göttin und nannten sie Pandora oder Die Allbeschenkte. Als Abschiedsgeschenk übergaben sie ihr eine versiegelte goldene Büchse, verbaten ihr aber, jemals hineinzuschauen.

Pandora war die erste Frau zwischen all den Männern. Unter ihnen wählte sie Epimetheus als ihren Gatten aus, der zu den Sterblichen gegangen war. Ihr gemeinsames Leben hätte glücklich verlaufen können, doch hatten sie häufig Streit wegen der Büchse. Epimetheus sagte ihr immer wieder, sie müsse den Göttern gehorchen. Doch diese hatten sie als wirkliche Frau geschaffen und wussten genau, dass sie eines Tages ihren eigenen Weg gehen würde.

Schließlich hob sie den Deckel der Büchse etwas an, und da hörte sie ein ärgerliches Summen und Brummen wie von einem Bienenschwarm. Unsichtbare Flügel berührten ihre Wangen. Doch als sie in die Büchse hineinsah, war sie leer. Nur die Hoffnung kauerte noch am Boden. Die erste Frau hatte aus der Büchse die Begierde und die Habsucht, den Hochmut und Geiz, die Eifersucht und alle anderen Sünden entweichen lassen und den Menschen aufgebürdet. Die Götter hatten sich gerächt, doch bleibt den Menschen die Hoffnung, dass sie all das Böse wiedergutmachen können, was Menschen anrichten.

Aus: Page/Ingpen, »Enzyciopaedia oft things that never were«, Weltbild Verlag GmbH, Augsburg 1991

Auch diese Plagegeister sind einst der Büchse der Pandora entwichen, wurden aber von mir eingefangen, an Fäden geknüpft und ins Glas gebannt. Es liegt nun bei Ihnen, ihr Treiben zu beherrschen. Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg und Spaß.

Gabriele Düwelhenk